Stadt- und Burggeschichte

Hohnstein – der Geschichte auf der Spur

So fing alles an! Die Geschichte von Stadt und Burg Hohnstein ist eng mit der Landschaft des Elbsandsteingebirges verbunden. Rohstoffe wie Holz und Stein, aber auch wasserreiche Flusstäler und weite Hochebenen boten gute Voraussetzungen für Ansiedlungen. Trotz des zerklüfteten Reliefs wurde die Gegend gut erschlossen. Bis heute liegen Urbanes und unberührte Natur dicht beieinander.

Hohnstein 1630, Faksimile der Federzeichnung von Wilhelm Dilich (1571-1650)

Hohnstein 1630, Faksimile der Federzeichnung von Wilhelm Dilich (1571-1650)

Die Burg auf dem Hohen Stein

Hohnstein verdankt seinen Namen und seine Entstehung der Burg auf dem Hohen Stein, die bereits vor 1241 existiert haben soll. Vermutlich wurde die Burganlage als böhmische Grenzfeste zur Markgrafschaft Meißen erbaut. Das Plateau des steil aufragenden Felsens war für einen Burgenbau besonders geeignet. Das Areal ist zu drei Seiten freistehend und bietet hoch über dem Flusstal einen guten Überblick über die Polenz, die zu dieser Zeit die Grenze markierte. Erste urkundliche Erwähnungen finden sich 1317 als Hoinstein und 1333 als Herrschaftsgebiet territorium Honsteinense. 1353 erhielt der böhmische Adlige Hinko I. Berka von der Dubá das castrum Hohensstayn als Lehen vom böhmischen König Karl IV. (1316-1378), dem späteren römisch-deutschen Kaiser. Das Wappen des böhmischen Adelsgeschlechts – zwei gekreuzte Eichenäste – kann man heute noch am vorletzten Durchgang zum oberen Burghof sehen.

3 Felsenlandschaft mit Burg Hohnstein Ende 18 Jh Sepiazeichnung Adrian Zinng

Felslandschaft und Burg, Sepiazeichnung von Adrian Zingg, Ende 18. Jahrhundert

Außerhalb der Burgbefestigung siedelten sich als Erste wahrscheinlich Bedienstete wie Jagdhundeführer und Hundezüchter, aber auch Jäger, Knechte, Holzfäller sowie Bauern und Tagelöhner an. Abgaben und Frondienste der Bewohner aus den umliegenden Dörfern sicherten die Lebensgrundlage der Burgherren. 1443 gelangte die Herrschaft Hohnstein in den Besitz des sächsischen Kurfürsten Friedrich II. der Sanftmütige (1412-1464). Als dann 1451 die Herrschaft Wildenstein in der Hinteren Sächsischen Schweiz an die Wettiner überging, entstand jener Grenzverlauf zwischen Böhmen und Sachsen, der auch heute existiert.

Hohnstein – die Entwicklung als Stadt

1444 erhält Hohnstein wahrscheinlich das Stadtrecht, denn 1445 wird das statichen zcum Honsteyne sowie im stadichin under dem Honsteine urkundlich erwähnt. Ein Schriftstück führt das frye Stadtrecht an, was den Bewohnern die Vorteile des frey Brauhen, Schencken, Backen, Schlachten, Kauffen und Verkauffen gestattete. Hohnstein entwickelte sich zu einem belebten Handwerkerstädtchen. Seit 1522 wurde am westlichen Hang des Schanzenberges unterirdisch Kalk abgebaut und in einem Brennofen weiterverarbeitet. Ab 1615 durften in Hohnstein jährlich zwei Jahrmärkte und sogar pro Woche ein Garnmarkt abgehalten werden. Daraufhin sollte die Innung der Leineweber im Jahr 1707 in der Stadt am stärksten vertreten sein. 1688 entstand das heutige Rathaus und 1721 die Apotheke am Markt. Diese beiden Gebäude blieben beim verheerenden Stadtbrand 1724 erhalten. Im folgenden Jahr 1725 begann die Neuerrichtung der zerstörten Stadtkirche. Der Bau nach Plänen von George Bähr (1666-1738) wurde 1728 fertiggestellt.

Burg Hohnstein – Jagdschloss, Gefängnis und Jugendherberge

Die Burg blieb unterdessen in kurfürstlich-sächsischem Besitz. Inmitten wildreicher Wälder gelegen wurde die Burg im 16. und 17. Jahrhundert vorwiegend als Jagdschloss genutzt. Dazu erbaute man 1550 das untere Schloss (heute Haus 1) und legte 1609 einen Bärengarten am Rande der Stadt an. Bis 1861 war die Burg Amtssitz sowie auch Gefängnis und wurde später als Landesbesserungsanstalt genutzt. Nach Konstituierung der Weimarer Republik diente die Burg von 1919 bis 1924 als Außenstelle des Gefängnisses Bautzen. Mit einem sächsischen Landesjugenfest wurde 1926 die Burg als eine der größten Jugendherbergen Deutschlands eingeweiht. Zum Leiter und Herbergsvater der Jugendburg wurde Konrad Hahnewald ( 1888 – 1962 ) gewählt. Ferienlager, Kurse, Lehrgänge und Tagungen fanden statt. 1928 zog auch der Puppenspieler Max Jacob (1888-1967) mit seiner Gruppe auf die Burg. Neben den Tourneen spielte das Kaspertheater während der Sommermonate in Hohnstein. Auf der Burg waren auch internationale Delegationen zu Gast, wobei 1930 der Besuch des bengalischen Philosophen und Dichters Rabindranath Tagore (1861-1941) einen besonderen Höhepunkt darstellte. Bereits im März 1933 wurde die Jugendburg für 18 Monate zum „Schutzhaftlager Hohnstein“. Danach diente die Anlage ab 1935 der Hitlerjugend als Reichsjugendherberge. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 entstand ein Gefangenenlager für polnische und später auch französische Offiziere. 1941 löste man das Offizierslager auf und internierte sowjetische sowie jugoslawische Kriegsgefangene auf der Burg. Nach Kriegsende 1945 fanden hier Flüchtlinge Unterkunft, bevor 1949 wieder eine Jugendherberge eröffnet werden konnte. Nach 1990 verblieb die Burg als Eigentum beim Landkreis und wurde ab 1996 an den Verein der Naturfreunde verpachtet, der bis 2017 das Areal als Jugendherberge und Veranstaltungsort betrieb. 2018 übernahm die Stadt Hohnstein die Verwaltung der Burg.

Fremdenverkehr und Tourismus in Hohnstein

Ab dem späten 18. Jahrhundert entwickelte sich im Elbsandsteingebirge ein zunehmender Fremdenverkehr. Bereits um 1807 hatten sich Gasthäuser am Markt von Hohnstein wie der Weiße Hirsch  oder Sächsische Schweiz, das spätere Hotel Am hohen Stein, darauf eingestellt. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen immer mehr Touristen in die Gegend. Um die wirtschaftliche wie touristische Erschließung zu verbessern, wurde 1897 die Schwarzbachbahn von Hohnstein nach Kohlmühle mit Anschluss nach Bad Schandau gebaut. Der erhoffte Aufschwung blieb jedoch weitgehend aus, so dass der Betrieb 1951 eingestellt wurde.

6 Hohnstein bei Mondschein

Die straßenseitige Anbindung Hohnsteins gelang zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Von 1909 bis 1922 rekonstruierte man zunächst die Wartbergstraße vom Polenztal zur Hocksteinschänke. Dieser Abschnitt sollte bald für den Motorsport interessant werden. Der Anschluss nach Hohnstein, die Mühlbergstraße wurde 1924 und 1925 gebaut. Auf fünf Kehren und einer Länge von 940 Metern überwindet die Straße einen Höhenunterschied von 110 Metern bis zum Hohnsteiner Markt. Am 30. Mai 1926 fand auf der Strecke vom Polenztal zum Hockstein das erste Hohnsteiner Motorsportrennen vor 10.000 Zuschauern statt. Am 29.Mai 1927 folgte das zweite und 1930 das dritte Rennen. Weitere Hohnsteiner Bergrennen wurden am 18. September 1932 sowie am 10. September 1933 ausgetragen. 1933 bis 1939 baute man die Strecke zu einem zehn Kilometer langen Rundkurs aus, dem Deutschlandring. Das letzte Rennen fand am 14. Oktober 1951 statt.

Bilder und Postkarten stammen aus der Sammlung des Hohnsteiner Ehrenbürgers Eberhard Barthel.

2 Blick zur ehemaligen Bärmühle und Burg Umrissradierung um 1810

Ehemalige Bärmühle und Burg, Umrissradierung eines unbekannten Künstlers um 1810

4 Burg Hohnstein 1827 Ölgemälde Ernst Ferdinand Oehme

Burg Hohnstein, Ernst Ferdinand Oehme (1797-1855), um 1827

5 Blick vom Ritterfelsen zur Burg Anfang 19 Jh Holzschnitt

Burg Hohnstein, Johann Gottfried Jentzsch (1759-1826), um 1800